2009 war das Jahr Magnus Carlsens. Im Januar 2009 lag er mit einer Elo-Zahl von 2776 auf Platz vier der Weltrangliste, im Januar 2010 war er mit 2810 Punkten die Nummer eins der Welt. Die jüngste Nummer eins aller Zeiten. Dabei fing das Jahr überhaupt nicht gut an. Im Januar landete Carlsen in Wijk aan Zee mit 7 aus 13 auf dem geteilten 5. bis 6. Platz, anderthalb Monate später erzielte er in Linares 7,5 aus 14 und wurde Dritter, beim MTel Masters in Sofia im Mai kam Carlsen auf 6 aus 10, was zu einem geteilten zweiten bis dritten Platz reichte und im Juli landete Carlsen beim Sparkassen Chess Meeting in Dortmund mit 5,5 aus 10 auf dem 2. bis 4. Platz. Eigentlich gute bis sehr gute Ergebnisse, doch von Carlsen erwartete man mehr. Es schien, als würde Carlsen nach einem rasanten Aufstieg an die Weltspitze auf hohem Niveau stagnieren. Weltmeister – so die Meinung vieler Experten – konnte er auf die Weise nicht werden.
Im September kam dann eine Nachricht, die für Aufregung in der Schachwelt sorgte: Carlsen hatte einen wirklich starken Spieler als neuen Trainer angeheuert: Garry Kasparov, für viele stärkste Spieler aller Zeiten. Bekannt wurde diese Zusammenarbeit im September, begonnen hatte sie im Frühjahr 2009, erklärtes Ziel war es, Carlsen bis Ende 2009 an die Spitze der Weltrangliste zu führen. Und tatsächlich spielte Carlsen in der zweiten Hälfte des Jahres wie verwandelt.
Garry Kasparov (links) und Magnus Carlsen (Foto: ChessBase)
Sein erstes Turnier spielte der “neue” Carlsen Ende September, Anfang Oktober, im chinesischen Nanjing, unmittelbar nachdem die Nachricht vom Trainer des Norwegers durchgesickert war. Vielleicht schüchterte der Nimbus des Ex-Weltmeisters Carlsens Gegner so sehr ein, dass sie nicht klar denken konnten, vielleicht hatte Carlsen in dem halben Jahr der Zusammenarbeit mit Kasparov aber auch wirklich viel gelernt – auf alle Fälle gewann der Norweger das Pearl Spring Turnier in Nanjing mehr als überzeugend. Aus 10 Partien holte er 8 Punkte und sicherte sich in nur 10 Runden 2,5 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Dem amerikanischen Statistiker Jeff Sonas zufolge war das „die beste Turnierleistung seit Kasparovs Erfolg in Linares 1999 und eine der 20 besten Turnierleistungen in der Geschichte des Schachs“.
Auf dem Weg zu einer der besten Turnierleistungen der Schachgeschichte: Magnus Carlsen beim Turnier in Nanjing 2009 (Foto: ChessBase)
Nicht ganz so erfolgreich verlief das Tal Memorial im November in Moskau, bei dem Carlsen mit 5,5 aus 9 einmal mehr auf dem geteilten zweiten bis dritten Platz landete. Carlsens große Stunde in Moskau schlug erst am Ende des Tal Memorials, bei der Blitzweltmeisterschaft, die direkt nach dem Turnier stattfand und an der fast die gesamte Weltelite teilnahm. Carlsen ließ sie alle hinter sich und wurde mit 31 Punkten aus 42 Partien Blitzschachweltmeister 2009.
Magnus Carlsen bei der Blitzweltmeisterschaft 2009 in Moskau (Foto: ChessBase)
Den krönenden Abschluss des Jahres bildeten die Chess Classic London. Carlsen gewann das Turnier mit 3 Siegen und 4 Remis knapp vor Vladimir Kramnik und schob sich mit diesem Sieg auf Platz eins der Weltrangliste.
Auch gegen Anand gelang Carlsen 2009 der erste Sieg. Allerdings schon in der ersten Jahreshälfte, beim Turnier in Linares, also noch bevor die Zusammenarbeit mit Kasparov Früchte tragen konnte. In seinen bisherigen Partien gegen Carlsen mit klassischer Bedenkzeit war Anand nur selten in Schwierigkeiten geraten und hatte sich vor allem in der Eröffnung als versierter erwiesen. Ganz anders bei seiner ersten Verlustpartie gegen Carlsen. Anand geriet schon in der Eröffnung in eine passive Stellung, die in ein Endspiel mündete, in dem Carlsen immer Vorteil hatte, und das er nach Ungenauigkeiten von beiden Seiten schließlich gewann.
Gesamtbilanz
Auf die Revanche in der Rückrundenpartie musste Anand verzichten. Nach einer ungewöhnlichen Eröffnung kam es zwar zu einer interessanten Stellung, doch Anand sah offensichtlich keine Möglichkeit, auf Gewinn zu spielen, und nach nicht ganz dreißig Zügen willigten beide in ein Remis durch Zugwiederholung ein.
Gesamtbilanz
Zum dritten und letzten Aufeinandertreffen zwischen Anand und Carlsen 2009 kam es beim Tal Memorial in Moskau. Auch diese Partie endete Remis, aber wie Anand dem Moskauer Publikum bei der Vorführung der Partie erklärte, wollte er durchaus gewinnen.
Anand zeigt seine Partie gegen Carlsen
Gesamtbilanz
2009 war das Jahr Carlsens. Wie es 2010 weiterging, erfährt man im nächsten Blogbeitrag über das Duell Magnus Carlsen gegen Vishy Anand.