Sergei Dolmatovs „Chess in the Style of Jazz“

Louis Armstrong

Als Schachtrainer war Mark Dworetski (9. Dezember 1947 – 26. September 2016) eine Legende. Er machte Talente zu Großmeistern, Großmeister zu starken Großmeistern und starke Großmeister zu Spitzenspielern. Seine Trainingsmethoden verriet Dworetski in einer ganzen Reihe von Büchern mit Aufsätzen zu diversen Aspekten des Schachs – Endspiel, Mittelspiel, Eröffnung, Angriff, Verteidigung, positionelles Spiel, usw., usw..

Will man sich ernsthaft verbessern, dann sind diese Bücher eine wahre Fundgrube, denn sie enthalten umfangreiche und ausgezeichnete Analysen, methodisch gute Ratschläge und viel, viel Trainingsmaterial. Aber ein Vergnügen sind sie nicht. Denn bei Dworetski steht die Arbeit im Vordergrund – Spaß und Lust am Schach, so scheinen seine Bücher zu sagen, kommen, wenn man viel arbeitet und das Spiel immer besser versteht.


Mark Dworetski (Foto: Andreas Kontokanis [CC BY-SA 4.0,  via Wikimedia Commons)

Ich muss allerdings gestehen, dass der Aufsatz, der mir aus den Dworetski-Büchern, in die ich im Laufe der Jahre mal mehr, mal weniger engagiert hineingeschaut habe, am besten in Erinnerung geblieben ist, keineswegs strenge Arbeitsethik atmet. Er stammt von Sergei Dolmatov, der mit Dworetski als Trainer 1978 Juniorenweltmeister wurde, und lautet „Chess in the Style of Jazz“. Erschienen ist er in Attack and Defence dem „fünften und letzten Band“ der „weltberühmten Schachschule“, wie es auf dem Cover des Buches heißt.

In der Einleitung zu seinen Schachimprovisationen schreibt Dolmatov:

Diese Partien wurden alle vor einigen Jahren gespielt, in der Zeit, als ich meine ersten Schritte im ernsthaften Schach gemacht habe. Das ist kein Zufall. Die Jugend zeichnet sich durch Freiheit von Routine, Optimismus und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aus (ein Vertrauen, das manchmal übertrieben ist und durch ein Unterschätzen des Gegners kommt). Unsere Gedanken entfalten sich unbeschwert, ohne die Last von Erfahrung und Wissen; kein Dogma unterdrückt unsere innere Freiheit; das führt oft zu interessanten, bemerkenswerten Partien. Aber leider nimmt diese ‚Nonchalance’ mit den Jahren ab. (Sergei Dolmatov, „Chess in the Style of Jazz”, in: Attack and Defence, Mark Dvoretsky&Arthur Yusupov, Batsford 1998, S.76)

Das Schach in Dolmatovs Jazz-Partien ist vielleicht nicht immer auf ganz hohem Niveau und lässt sich mit Hilfe moderner Engines oft verbessern, aber die Partien sind abwechslungsreich und sie machen Spaß. Zum Beispiel der folgende Sieg Dolmatovs gegen Konstantin Lerner.

Wikipedia-Eintrag zu Sergei Dolmatow
Wikipedia-Eintrag zu Mark Dworetski

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