Vor vierzig Jahren: Anatoly Karpov wird Weltmeister
Wie die Zeit vergeht. Vor vierzig Jahren, am 3. April 1975, erklärte FIDE-Präsident Max Euwe Anatoly Karpov zum 12. Weltmeister der Schachgeschichte. Damit war Karpov der erste Schachweltmeister, der den Titel kampflos gewann. Denn der amtierende Weltmeister Bobby Fischer hatte darauf verzichtet, seinen Titel zu verteidigen, da der Weltschachbund Fischers viele Forderungen, wie ein Weltmeisterschaftskampf aussehen sollte, nicht erfüllen wollte. Es war das erste und einzige Mal, dass ein amtierender Weltmeister nicht zur Titelverteidigung antrat. Karpov spornte der kampflose Titelgewinn dazu an, in Turnieren zu beweisen, dass er die klare Nummer eins der Welt ist. Der englischsprachigen Wikipedia zufolge belegte der am 23. Mai 1951 geborene Karpov im Laufe seiner Karriere in über 160 Spitzenturnieren den alleinigen oder geteilten ersten Platz. Sein erstes Turnier als Weltmeister spielte er zwei Monate nach Gewinn des Titels in Portoroz/Ljubljana. Er verlor keine einzige Partie und wurde mit 11 aus 15 mit einem Punkt Vorsprung auf den Jugoslawen Svetozar Gligoric souverän Erster. Karpovs erste Turnierpartie als Weltmeister gewann er gegen den Ungarn Lajos Portisch, dem in unbequemer Stellung ein schwerer Fehler unterlief.
Stellung nach 27.Lc1
Vielleicht war Portisch durch den Läuferrückzug 27.Lc1 überrascht und wurde leichtsinnig. Auf alle Fälle zog er 27…Tb8? und stand nach 28.Sd5! auf Verlust. Schwarz kann Materialverlust nicht vermeiden. Nach 28…Sxb2 29.Lf4 De6 30.Tdb1 Dh3 31.Lxb8 Txb8 32.Txb2 gab Portisch auf und Karpov hatte seine erste Partie als Weltmeister gewonnen. 1–0
Sein zweiter Sieg als Weltmeister gelang Karpov dann gleich in der nächsten Runde, auf den Tag zwei Monate nach der Verleihung des Titels. Mit Hilfe eines positionellen Qualitätsopfers nahm er seinem Gegner alle Chancen und gewann eine hübsche Positionspartie.
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