Zufällige Zitate: Wolfgang Herrndorf – “Tschick”

tschick cover„Seit ich klein war, hatte mein Vater mir beigebracht, dass die Welt schlecht ist. Die Welt ist schlecht, und der Mensch ist auch schlecht. Trau keinem, geh nicht mit Fremden und so weiter. Das hatten mir meine Eltern erzählt, das hatten mir meine Lehrer erzählt, und das Fernsehen erzählte es auch. Wenn man Nachrichten guckte: Der Mensch ist schlecht. Wenn man Spiegel TV guckte: Der Mensch ist schlecht. Und vielleicht stimmte das ja auch, und der Mensch war zu 99 Prozent schlecht. Aber das Seltsame war, dass Tschick und ich auf unserer Reise fast ausschließlich dem einen Prozent begegneten, das nicht schlecht war. Da klingelte man morgens um vier irgendwen aus dem Bett, weil man gar nichts von ihm will, und er ist superfreundlich und bietet auch noch seine Hilfe an. Auf so was sollte man in der Schule vielleicht auch mal hinweisen, damit man nicht völlig davon überrascht wird.“ (Wolfgang Herrndorf, Tschick, Rowohlt Taschenbuch 2012, S.209.)

Tschick von Wolfgang Herrndorf ist ein witziger, souverän und lässig geschriebener, lebensbejahender Roman, in dem der 14-jährige Ich-Erzähler Maik Klingenberg beschreibt, was er mit seinem Freund Tschick bei einem längeren Ausflug in einem gestohlenen Lada erlebt. Tschick erschien 2010 und begeisterte Kritik und Publikum auf Anhieb. Der Roman stand monatelang auf den Bestsellerlisten und gehört bereits zur etablierten Schullektüre.

Doch der Autor Wolfgang Herrndorf hatte beim Erscheinen des Buches nur noch wenige Jahre zu leben. Im Februar 2010 war bei ihm ein bösartiger Hirntumor diagnostiziert worden. Über den Verlauf seiner Krankheit schrieb Herrndorf ein bewegendes Online-Tagebuch, das nach seinem Freitod am 26. August 2013 im Dezember 2013 unter dem Titel Arbeit und Struktur als Buch erschien.

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