KARL, Schulschach und Ein Wort zum Schluss
Anfang Juli erschien der neue KARL, Schwerpunkt Schulschach, voll mit interessanten und anregenden Porträts von Personen und Projekten, die das Schulschach fördern. Besonders berührt hat mich der Artikel „Kindern eine neue Welt eröffnen“. Er beschreibt, wie Dijana Dengler, Mitarbeiterin der Münchner Schachakademie, mit Phantasie, Leidenschaft und Kreativität Schülern und Schülerinnen der Münchner Brennpunktschule Paulckestraße Schach beibringt, um sie „fit fürs Leben zu machen“. Diesen Artikel kann man nur im Heft lesen, Leseproben und Inhaltsangabe des neuen KARLs gibt es auf der KARL-Webseite, hier zur Einstimmung jedoch erst einmal meine Kolumne Ein Wort zum Schluss.
EIN WORT ZUM SCHLUSS
Ich bin in Hamburg zur Schule gegangen, erst auf die Grundschule am Neubergerweg, 1974 dann aufs Gymnasium Heidberg in Hamburg-Langenhorn, ganz im Norden der Stadt. Das Gymnasium wurde 1970 gegründet und 2010 und 2011 als „Jugend forscht-Schule“ ausgezeichnet. Zu den laut Wikipedia „bekannten Schülerinnen und Schülern“ zählen ein Regisseur (Daniel Stamm), ein Tierfilmer (Jens Westfalen), sieben Fußballspieler, eine Fußballspielerin (Kim Kulig), ein professioneller Pokerspieler (Ismael Bojang), „einige Mitglieder der Punk-Band Slime“ sowie „einige Mitglieder der Band Razzia“.
Für mich war die Schachgruppe das Schönste an der Schule. Christoph Lange leitete sie mit großem Einsatz und Engagement. Wir spielten zwei Mal die Woche, in einem kleinen blauen Pavillon, wahrscheinlich asbestverseucht, die Anfänger am Mittwoch, die Fortgeschrittenen Freitag.
Ich ging in die Anfängergruppe und jeder Mittwoch brachte neue Entdeckungen: das erste Läuferopfer auf h7, Rétis Studie mit dem scheinbar unaufhaltsamen h-Bauern, die erste Blitz-Partie, die erste Partie mit Uhr, die erste Partie, die man aufschreiben musste, das erste Schachbuch, die ersten Taktikaufgaben. Dass Fischer Weltmeister war, wusste ich, wie verrückt er war und dass Schach Konzentration und soziale Kompetenz fördern soll, nicht. Elo-Zahlen spielten keine Rolle, von Eröffnungstheorie redete man, doch mehr als die ersten drei, vier oder vielleicht auch fünf Züge im Italiener oder Spanier kannte niemand. Schach war unschuldig, faszinierend und einfach schön.
Cover der aktuellen KARL-Ausgabe
Ein Wort zum Schluss zum Thema Betrug
- Düster und brillant: Dominique Manottis “Zügellos”
- Charmanter Schamanismus: Colin Cotterills „Der fröhliche Frauenhasser: Dr. Siri ermittelt“