Kinotipps aus Leipzig

teaser_playerwebDonnerstag ist „Filmstart“, da zeigen die Kinos in Deutschland neue Filme. Ich habe in Frankfurt während meines Studiums als Filmvorführer im Berger Kino gearbeitet und seitdem hat jeder Donnerstag etwas milde Aufregendes. Später bin ich von Frankfurt nach Leipzig gezogen, da habe ich Filme nicht mehr vorgeführt, sondern nur noch angeschaut. Leipzig ist wunderbar und ich hege immer noch eine Schwäche für Dinge, die aus Leipzig kommen. Zum Beispiel für die Filmzeitschrift Player. Um zu wissen, was die Rezensenten des Players über die Filmstarts der Woche denken, muss man zum Glück nicht in Leipzig wohnen. Das erfährt man auch im Internet.

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47 Ronin
Ein Samuraifilm. Keanu Reeves spielt die Hauptrolle, Regie geführt hat Carl Erik Rinsch. Er bezeichnete 47 Ronin selbstbewusst als „Kurosawa auf Meth“, doch diese Behauptung hält Steffen Georgi für genauso „selbstgefällig und aufgeblasen“ wie den „ganzen Film“. Georgi sieht in 47 Ronin „reine Werbeästhetik“ und meint: „Man wartet fast auf den Toyota, der durchs Bild schnurrt. Mit Keanu Reeves am Steuer, der als einer der 47 Ronin … gar keine schlechte Figur macht, aber in der Möglichkeit einer Charakterentfaltung ebenso beschnitten ist wie das Wirkungspotential dieser Geschichte insgesamt“.

Anchorman – Die Legende kehrt zurück
Die Fortsetzung des viel gelobten Films „Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy“ aus dem Jahre 2004, laut Kritiker Paul Salisbury ein mittlerweile „moderner Komödienklassiker“. Auch die Neuauflage des Stoffes hat Salisbury gefallen, fast sogar noch besser als der erste Teil, denn „ANCHORMAN 2 [hat] seinem Vorgänger eines voraus: Die Fortsetzung ist bei allem grotesken Humor eine richtige Mediensatire geworden“.

Art War
Ein Dokumentarfilm über das Verhältnis von Kunst und Politik in Ägypten. Rezensentin Luc-Carolin Ziemann war von dem „schnellen, rauhen Film voller großartiger Bilder und Musik, der eine Ahnung davon vermittelt, wie Revolutionen von innen aussehen“ beeindruckt: „Wer verstehen will, welche enorme Kraft widerständige Kunst entfalten kann, und warum Kairo bis heute nicht zur Ruhe kommt, sollte ART WAR nicht verpassen!“

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Der Imker
Ebenfalls ein Dokumentarfilm über die politischen Verhältnisse im Nahen Osten und deren Folgen. Er erzählt die Geschichte eines kurdischen Imkers, den es in die Schweiz verschlagen hat. Rezensent Andreas Körner sieht darin ein „berührendes, bildstarkes und gelassen erzähltes Porträt“ und bezeichnet den Film nicht ohne Pathos als „eine berührende Ode an die Menschlich- und Genügsamkeit, an einen tapferen Mann, der Hiebe zwar nicht ohne Schäden und Spuren wegsteckt, dem ein Aufstehen aber noch stets gegeben ist“.

Kill Your Darlings
Daniel „Harry Potter“ Radcliffe spielt in diesem Porträt über die Anfänge der Beat-Generation den Dichter Allen Ginsberg, der neben Jack Kerouac und William S. Burroughs als einer der bedeutendsten Vertreter dieser literarischen Bewegung gilt. Die „Beat Poets“ suchten nach neuen literarischen Ausdrucksformen und wollten mit Drogen und Grenzerfahrungen aus der Konformität des amerikanischen Lebens der 50 Jahre ausbrechen. Mittlerweile ist der am 5. April 1997 gestorbene einstige Bürgerschreck und Provokateur Ginsberg fester Bestandteil des amerikanischen Kanons. Er hat an der Universität gelehrt und sein berühmtestes Gedicht Howl fand Eingang in zahllose Anthologien. Überzeugt hat die filmische Darstellung dieser widersprüchlichen Figur und seiner Kollegen Rezensent Steffen Georgi allerdings nicht. Er kommt zu dem Schluss: „Wirklich einzudringen in die mentale Gemengelage dieser porträtierten Gruppe, deren Untiefen wie Genialitäten vibrieren zu lassen, gelingt dem Film nicht.“

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Le Passé
Der „Kinotipp der Woche“ ist für den Player der neue Film des iranischen Regisseurs Asghar Farhadi, der mit „Nader und Simin – Eine Trennung“ 2011 bei Berlinale und Oscar-Verleihung erfolgreich war. „Nader und Simin“ spielte im Iran, „Le Passé“ spielt in Paris, um Beziehungen und die dadurch entstehenden Komplikationen geht es immer noch. Beeindruckt war Sylvia Görke von beiden Filmen und spricht von „Le Passé“ sogar als einem „Wunderwerk“.

Le Weekend
Um Beziehungen und um Paris dreht es sich auch in der „Tragikomödie“ „Le Weekend“. Doch geht es hier weit weniger dramatisch zu als in Farhadis „Le Passé“. „Le Weekend“ erzählt, wie zwei alternde englische Intellektuelle ihrer Ehe neuen Schwung verleihen wollen und deshalb nach Paris reisen, wo sie 30 Jahre zuvor ihre Flitterwochen verbracht haben. Richtig gelangweilt hat sich Rezensentin Claudia Euen in dem Film wohl nicht, aber trotzdem stellt sie die Frage „warum man dabei sein muß, wenn ein britisches Durchschnittspärchen die Überbleibsel seiner Beziehung zusammenkehrt“.

Mandela
Zum Abschluss bespricht Paul Salisbury „Mandela“, Justin Chadwicks filmisches Porträt des ehemaligen südafrikanischen Präsidenten. Salisbury ist dabei vor allem von Hauptdarsteller Idries Elba beeindruckt: „Er allein scheint fähig, diesen geschichtsüberladenen Film zu stemmen und über die bisherigen filmischen Annäherungen an Mandelas Leben hinauszuheben. Elbas schauspielerische Leistung sorgt dafür, daß das Hauptproblem des Films, zu viel von Mandelas eindrucksvoller, erschütternder und über alle Maßen inspirierender Biographie in zweieinhalb Stunden Film pressen zu wollen, nicht zum Erstickungstod der einzelnen Kapitel führt. Denn Elba läßt auch jene Szenen aufregend und lebendig wirken, die man von Inszenierung und Impetus her schon unzählige Male in Lebensabhandlungen anderer Geschichtsgrößen gesehen hat.“

Alle Fotos: playerweb.de

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