Romananfang 10 – Thomas Bernhard “Frost”

Mit dieser wunderbaren Aufzählung von Scheußlichkeiten beginnt Frost, der erste, 1963 erschienene, Roman des am 9. Februar 1931 in Heerlen in den Niederlangen geborenen und am 12. Februar 1989 in Gmunden, in Österreich gestorbenen Autors Thomas Bernhard. In dem Roman erzählt der nie namentlich genannte Ich-Erzähler, wie er während seiner Famulatur – einem medizinischen Praktikum – von seinem Vorgesetzten gebeten wird, nach Weng zu reisen, um dort den Bruder des Vorgesetzten, einen Kunstmaler, zu beobachten. Der Ich-Erzähler tut das und beobachtet und schildert dabei vor allem den immer stärker werdenden Verfall des Malers. Frost endet damit, dass der Ich-Erzähler in der Zeitung vom Verschwindens des Malers erfährt, woraufhin er seine Famulatur beendet und nach Wien zurückreist.

Doch Handlung hin oder her – schon in den ersten Sätzen seines ersten Romans schlägt Bernhard einen Ton an, der so typisch für ihn ist und wird. Immer wieder wird in endlosen Monologen und langen Wortkaskaden mit vielen Wiederholungen der Zustand der Welt und die Umstände des eigenen Lebens beklagt, oft auch die eigene Inkonsequenz und die Unfähigkeit zu klaren Entscheidungen und entschlossenem Handeln, aber immer in einer rhythmisch wunderbaren Sprache, die so voller Kraft, Witz und Energie steckt, dass man sich fragt, ob diese Klagen ernst oder lustig gemeint sind und ob das, was man da liest, eigentlich traurig oder witzig ist.

Großartig und wunderbar zu lesen ist es auf jeden Fall.


Thomas Bernhard, Frost

Zur Orientierung…

Dieser Artikel ist Teil eines Quiz’ mit/über Romananfänge. 24 Romananfänge werden vorgestellt, wer will, kann versuchen, Titel und Autor/Autorin des Romans zu erraten. Die Links führen entweder direkt zum nächsten Romananfang oder zu anderen Romananfängen.

 

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